Bibliographie (griechisch: Bücherbeschreibung, Buchschreibung)

Als Bibliographie werden heute im deutschen Sprachgebiet und in Frankreich drei Dinge bezeichnet:
- ein Literaturverzeichnis,
- die Herstellung von Literaturverzeichnissen,
- die Lehre von den Literaturverzeichnissen, ihrer Herstellung und Benutzung.

Der Begriff Bibliographie wird auch gleichrangig mit Begriffen wie Katalog, Repertorium, Bücherkunde und Bücherverzeichnis verwendet. Die Geschichte der Bibliographien ist eng mit der Entstehung und Entwicklung des Buchdrucks verbunden. Vereinzelte Bücherverzeichnisse hat es mit großer Wahrscheinlichkeit bereits im Altertum oder zur Blütezeit arabischer Kultur (8.-11- Jahrhundert) gegeben. Es ist der Schweizer Konrad Gesner, dem heute einer der frühesten Versuche zugeschrieben wird, eine Zusammenstellung des weltweiten Schrifttums in lateinischer, griechischer und hebräischer Sprache versucht zu haben. Der Titel dieses Werkes: „Bibliotheca universalis“, erschienen in drei Teilen nebst Anhängen von 1545 bis 1555 in Zürich. Das Werk des Konrad Gesner erschien in sechs Auflagen. Ein Hinweis, in welche Marktlücke der Schweizer stieß. Er, so scheint es, hatte diese Zeichen seiner Zeit erkannt und genutzt.

In die Fußstapfen Gesners stieg der Theologe Georg Draud (1573 bis 1635). 16 11 und 1620 erschien seine „Bibliotheka classica“. In ihr werden die Veröffentlichungen seit 1500 aufgeführt. Grundlage sind Messekataloge, Verlagskataloge sowie Befragungen von Verlegern. Zum ersten Mal erscheint ein Index der Verfasser. Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts erscheinen in anderen Ländern Europas (Italien, Frankreich, England) Bibliographien, häufig auf der Grundlage von Messekatalogen. Es werden aber bereits die Bücher selbst zur Titelaufnahme herangezogen.
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts werden die ersten Spezial- und Fachbibliographien (Philosophie, Theologie, Medizin usw.) publiziert. Einen wichtigen Anteil an der Entwicklung der Bibliographien haben christliche Orden (Bollandisten, Mauriner). Mit dem Ende des 17. Jahrhunderts entwickelt sich die Bobliographie in systematischer und methodischer Betiehung. Frankreis liegt mit weitem Abstand vor Deutschland auf Platz 1 in Europa. Verlags- und Sortimentskataloge gewinnen immer mehr an Bedeutung und etablieren sich neben den Messekatalogen.
Um eine Vorstellung von den für die damalige Zeit beachtlichen Größenordnungen zu bekommen, sei hier das Beispiel des Universalkataloges des Nürnberger Verlegers Monath angeführt, der 65 000 Titel in acht Bänden umfaßt.

Eine besondere Stellung, und deshalb an dieser Stelle erwähnt, nehmen die Versteigerungskataloge bedeutender Bibliophilen ein. Als die Sammlung des Bibliophilen Zacharias Konrad von Uffenbach versteigert wurde, umfaßte der eigene Sammlungskatalog Uffenbachs vier Bände.